DGS Kongress 2020

Informationen und Austausch zum 40. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie

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SocioHub Kongressteam · ·
Zuletzt aktualisiert 15.12.2022 - 08:55 Auch für nicht registrierte Benutzer sichtbar

15. September 2020 (13:30 - 16:30)

### Ad Hoc190: China und Deutschland: Wechselseitige Spannungsverhältnisse in Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur (Programm: siehe den Anhang) - _Chair der Sitzung:_ **Rüdiger Lautmann**, Universität Bremen _Ort:_ **digital** Den Link zur digitalen Sitzung finden Sie nach Anmeldung zum Kongress bei Eventbrite. ### Präsentationen **Einführung zum Thema „Deutsch-chinesische Spannungsverhältnisse“** **Rüdiger Lautmann** [1], **Dominik Pietzcker** [2] (1) Universität Bremen; (2) Macromedia University, Berlin Die Volksrepublik China und ihr (Wieder-) Aufstieg zum Hegemon der östlichen Hemisphäre ist ein ökonomischer, politischer und soziokultureller Prozess von welthistorischer Bedeutung. Die neuen Machtverhältnisse verändern die chinesische Gesellschaft – und indirekt die ihrer Partner und Antagonisten. Dies führt zu Konflikten und zur Konkurrenz der Gesellschaftssysteme. In Zeiten des mobilen Kapitalismus setzt der Aufstieg der asiatischen Region das gesamte Weltsystem unter Spannung. Die neuen globalen wirtschaftlichen Verhältnisse erzeugen neue Formen der Abhängigkeit und berühren neben soziokulturellen Aspekten auch die Frage der staatlichen Macht und ihrer Legitimation. Die Selbstthematisierung Chinas beruft sich auf die Ehrwürdigkeit seiner Kultur und auf das im Zeitalter des Kolonialismus erlittene Unrecht. Ausmaß und Einzelheiten vergangener Größe des Kaiserreichs werden im Westen unterschätzt. Die politischen Folgen einer verletzten nationalen Identität, verbunden mit wiedergefundener wirtschaftlicher Stärke, bergen ein brisantes Konfliktpotenzial. Die Weltgesellschaft sucht eine neue Balance. Der spannungsvoll aufgeladene Prozess lässt sich bis in kleinere Filiationen verfolgen: Wie verändert sich das kulturelle Werteverständnis der Akteure, wenn deutsche und europäische Organisationen mit chinesischen Partnern kooperieren und später darauf angewiesen sind? Auf welchen Feldern kann sich ein Wettbewerb der Gesellschaftssysteme entfalten? Die Ad-hoc-Gruppe thematisiert das Verhältnis zwischen chinesischem und deutschem Gesellschafts-, Wirtschafts- und Kulturverständnis. In unserer Einführung beschreiben wir den Hintergrund der aktuellen Konfliktlage. Zu Beiträgen eingeladen haben wir China-Expert*innen mit soziologischem, historischem und ökonomischem Hintergrund, welche die Entwicklung beider Länder und Regionen aus unterschiedlicher Perspektive im Blick haben. Chunchun Hu lehrt an der (vor über hundert Jahren von einem Deutschen begründeten) Tongji Universität in Shanghai; Anno B. Dederichs und Tina Miedtank haben vor Ort deutsch-chinesische Wirtschaftskooperationen erforscht; Marius Meinhof hat ethnographische Feldforschung in China durchgeführt; die Sinologin Dagmar Schäfer arbeitet leitend am Max Planck Institut für Wissenschaftsgeschichte. Das Spektrum dieser empirisch-historischen Studien beleuchtet die komplexe Struktur der Kulturbegegnung. ------------ **Das historische Mandat der Wissenschaft. Ein Vergleich der Mobilisierung von Bildungs- und Techniktraditionen China/Deutschland** **Dagmar Schäfer** MAX-PLANCK-INSTITUT FÜR WISSENSCHAFTSGESCHICHTE (MPWIG), Deutschland _ABSTRACT FEHLT_ --------- **Soziologisches Interesse an deutsch-chinesischen Wirtschaftskooperationen – Kulturelle Differenzierung und Fremdwahrnehmung** **Anno Dederichs** Universität Tübingen, Deutschland Dieser Beitrag reflektiert über westliche Perspektiven auf China und ihre (Re-)Produktion in Interaktionssituationen in deutsch-chinesischen Wirtschaftskooperationen. Im Spannungsfeld öffentlicher Darstellungen mit den Polen von China als Chance, China als Herausforderung sowie einem etablierten, westlichen Überlegenheitsgestus halten sich stereotype Beschreibungen des Chinesischen. Vor dem Hintergrund der Legitimitätsverschiebung von Klassifizierungskategorien wird die anhaltende Wirksamkeit solcher Deutungsmuster anhand von Differenzdarstellungen in Entsendenarrativen deutscher Expatriates in China gezeigt. Diskurse und Praktiken formen dabei das Bild des kulturell spezifischen chinesischen Mitarbeiters. Das soziologische Interesse richtet sich auf Diskurse und Praktiken der Konstruktion des ‚Anderen‘ und die Schwierigkeiten einer ‚Begegnung auf Augenhöhe‘. ----------- **Der frühe Coronavirus-Diskurs in China und Deutschland** **Marius Meinhof** TU Dresden, Deutschland In meinem Beitrag vergleiche ich aus postkolonialer Perspektive, wie die vom neuen Coronavirus ausgelöste Covid-19 Pandemie in ihrem Anfangsstadium von Januar bis März 2020 in chinesisch-, deutsch- und englischsprachigen Zeitungsartikeln thematisiert wurde. Dabei werde ich insbesondere darauf eingehen, wie durch eine Kommunikation über das Virus und die Pandemie nationale Selbst- und Fremdbilder konstruiert wurden. Ich werde zeigen, wie Konstruktionen des Selbst und des Anderen die Wahrnehmung der Pandemie beeinflussten, sich im Laufe der Pandemie wandelten, und wechselseitig aufeinander Reagierten. Wie ich zeigen werde, wurde in deutsch- und englischsprachigen Diskursen China meist entweder als das autoritäre Andere des liberalen Westens oder als ein Entwicklungsland, dessen Probleme die Industrienationen nicht direkt betreffen, konstruiert. Auch nachdem Europa und kurz danach die USA zum Epizentrum der Pandemie geworden waren, wurde China über den Fokus auf autoritäre Elemente der „chinesischen Lösung“ weiterhin als das autoritäre Andere konstruiert, was den Blick auf die Multidimensionalität der chinesischen Strategien der Pandemiebekämpfung verwehrte. In China wurde das Virus ebenfalls stark politisiert: Zunächst in einem populären Diskurs, der die Regierung für ihr Versagen im Umgang mit der Epidemie verantwortliche machte. Später durch einen staatlichen Diskurs, der Versuchte, ein Narrativ eines gemeinsamen Kampfes gegen das Virus zu verbreiten. Dabei wandelte sich die Selbstwahrnehmung in China massiv aufgrund des Ausbruches der Epidemie in Europa. ----------- **Die Begegnung mit dem Drachen: Verhandlungen von Machtverhältnissen in chinesischen Unternehmen in Deutschland** **Tina Miedtank** Université de Neuchâtel, Deutschland Wie der Kontext von multinationalen Unternehmen aus Schwellenländern, die in Europa investieren, auf den Transfer von Personalmanagementpraktiken vom Hauptsitz zur Tochtergesellschaft wirkt, ist bisher wenig erforscht. Um diese Lücke in der Literatur zu schließen, untersucht diese Studie den Transfer von Personalmanagementpraktiken im Zusammenhang mit der Gründung von chinesischen multinationalen Unternehmen in Deutschland oder deren Erwerb von Tochtergesellschaften in Deutschland. Die Studie konzentriert sich auf die marktwirtschaftlichen, institutionellen und organisatorischen Dimensionen aus dem politisch-ökonomischen Ansatz und dem System, der Gesellschaft, der Dominanz und den Rahmen für Unternehmenseffekte. Die qualitative Fallstudie von drei deutschen Tochtergesellschaften chinesischer Unternehmen zeigt, dass dieser besondere Kontext es lokalen Akteuren ermöglicht, ein hohes Maß an Einfluss auszuüben und Ergebnisse zu erzielen, die zu ihren Gunsten ausfallen. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die lokalen Akteure in den deutschen Tochtergesellschaften 'aktiv' Einfluss nehmen um die Transferprozess von ihren chinesischen Muttergesellschaft zu limitieren. [ China und Deutschland.docx](file-guid:1768148e-3422-46e4-86d9-8158593d5718)
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