DGS Kongress 2020

Informationen und Austausch zum 40. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie

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SocioHub Kongressteam · ·
Zuletzt aktualisiert 23.10.2020 - 11:19 Auch für nicht registrierte Benutzer sichtbar

21. September 2020 (10:00 - 13:00)

### Ad Hoc141: Neues aus der Lehranstalt? Innovative Lehrmethoden und forschendes Lernen - _Chair der Sitzung:_ **Yvonne Berger**, LMU München - _Chair der Sitzung:_ **Ursula Offenberger**, Uni Tübingen - _Chair der Sitzung:_ **Olaf Tietje**, Univeristät Kassel _Ort:_ **digital** Den Link zur digitalen Sitzung finden Sie nach Anmeldung zum Kongress bei Eventbrite. ### Präsentationen **Learning by doing - Differenzen aushalten, Positionierungen rekonstruieren, Affekte reflektieren** **Caroline Janz** Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Deutschland In meinem Beitrag thematisiere ich, wie die internationale und interdisziplinäre Konzeption des Global Studies Programmes eine explizite Auseinandersetzung mit Positionalität, mit Fragen der Repräsentation und der Performativität von postkolonialen Ansätzen einfordert, die in ihren Effekten und den Reflexionsprozessen über die einzelnen Lehrsituationen hinausgeht und weitere Begleitveranstaltungen fordert. Der Master of Social Sciences (Global Studies Programme) zeichnet sich dadurch aus, dass die Studierendenschaft hoch divers ist, was Ethnizität, Nationalität, Gender, akademische Hintergründe und z.T. Alter angeht. 2/3 der Studierenden eines jeden Jahrgangs kommen aus den unterschiedlichsten Regionen der Welt und bringen die unterschiedlichsten Erfahrungen wie auch Wahrnehmungs- und Bewertungsschemata mit. Vermeintliche Selbstverständlichkeiten in der Produktion und Rezeption von Wissens (und auch der Selbstpositionierung) werden in den Lehr-Lernsituationen sowie außerhalb der Universität ständig hinterfragt. Die Studierenden verbringen qua Curriculum zwei der vier Mastersemester an einer Partneruniversität in entweder Cape Town, Südafrika (University of Cape Town) oder Buenos Aires, Argentinien (Facultad Latinoamericana de Ciencias Sociales) für das zweite Semester sowie in Neu Delhi, Indien (Jawaharlal Nehru University) oder Bangkok, Thailand (Chulalongkorn University) für das dritte Semester. Auf diese Weise arbeiten die Studierenden in verschiedenen akademischen Kulturen mit theoretischen Perspektiven aus dem globalen Norden und dem globalen Süden, um sich den Phänomenen der Globalisierungen anzunähern. Vor diesem Hintergrund möchte ich den Fokus meiner Ausführungen und Reflexionen auf die Performativität der Auseinandersetzung mit postkolonialen Ansätzen, die Fragen der Repräsentation und damit einhergehende Aushandlungen von Deutungskämpfen legen sowie Überlegungen zu Begleitprogrammen vorstellen. Ein Anknüpfungspunkt soll die affektive Auseinandersetzung der Studierenden mit theoretischen Perspektiven seien und wie diese affektive, körperliche Dimension als Erkenntniszugang reflektiert und fruchtbar gemacht werden kann. ------------ **Partizipative Ansätze in der Hochschullehre? Methodische und empirische Einsichten forschenden Lernens.** **Yvonne Berger** LMU München, Deutschland Der Beitrag beschäftigt sich mit Möglichkeiten und Grenzen forschenden Lernens im Rahmen einer qualitativen Evaluationsstudie zu inklusiven Klettergruppen. Hierbei werden die zentralen empirischen Ergebnisse sowie die (Lehr-)Forschungspraxis selbst in den Blick genommen und im Hinblick auf ihren ‚doppelten Inklusionsauftrag‘ hin diskutiert. So wird in zweierlei Hinsicht von einem Verständnis von Einbezug und Teilhabe in die Forschungspraxis und deren methodischen Herausforderung ausgegangen: Im Kontext des gemeinsamen Forschens mit Studierenden stehen nicht nur die Anwendung qualitativer Forschungsmethoden unter Berücksichtigung der jeweiligen Zielgruppen im Zentrum, sondern ebenso Möglichkeiten der forschungspraktischen Partizipation forschender Studierender sowie den an der Studie teilnehmenden Akteur/-innen. Gerade im Kontext von Inklusionsforschung stellt die Beteiligung bzw. Einbindung der teilnehmenden Akteur/-innen eine besondere methodische Herausforderung dar. Denn im Rahmen der Erforschung der sozialen Praxis des Kletterns sowie deren Wirksamkeit(en) stehen Fragen der Heterogenität und der sozialen Kategorisierung immer wieder im Zentrum und fordern verschiedene Methoden der qualitativen Datenerhebung sowie deren Anwender/-innen heraus. Die Komplexität im Umgang mit (un)doing disability und die methodische Gegenstandsangemessenheit in der Evaluationsforschung wird anhand empirischer Daten veranschaulicht und im Hinblick auf ihre Bedingungen der sozialen Teilhabe für alle Mitwirkenden im Kontext dieser Lehrforschung zur Diskussion gestellt. Fragen der Demokratisierung des Forschungsprozesses, aber auch der generellen Gestaltung forschenden Lernens im Rahmen einer qualitativ-empirischen Methodenausbildung werden abschließend dargelegt. ------- **Verwandlung von Lehrstoff in einen Comic. Ein Experiment mit den Siedlerinnen von Hull House, Chicago** **Ursula Offenberger** Uni Tübingen, Deutschland Der Vortrag handelt über ein Comic-Projekt, in dem die Geschichte der Siedlerinnen von Hull-House, Chicago, erzählt wird: die Geschichte eines Kollektivs von (überwiegend) Frauen, in dessen Arbeit Sozialforschung, Soziale Arbeit, Sozialpolitik und die Organisation demokratischen Zusammenlebens zusammenfielen. Die „settlement method“ sollte der Nachbarschaft des Settlements niederschwellige Teilhabe an und Mitgestaltung von Aktivitäten ermöglichen. Künstlerischen Ausdrucksformen wurde zentrale Bedeutung beigemessen, weil, so die bildungstheoretische Annahme, durch sie persönliche Entwicklung und Gemeinschaftserfahrung zugleich ermöglicht würden, und weil in ihnen ein Gegenmittel zu Entfremdungserfahrungen des modernen Lebens und seinen industriellen Arbeitsmethoden gesehen wurde. In dem Bemühen, die Methoden der Stoffvermittlung am Prinzip der Gegenstandsangemessenheit (Partizipation, künstlerische Ausdrucksform, Niederschwelligkeit, Gemeinschaftserleben) auszurichten, wurde die Seminargestaltung um ein Vorhaben angereichert: Aktuell entsteht mit Unterstützung einer Illustratorin und in enger Zusammenarbeit zwischen mir und einzelnen Studierenden ein Comic, das den Lehrstoff in ein narratives Genre verwandelt, in dem die Settlement-Arbeit in ihrer praktischen und wissenschaftlichen Bedeutung im Mittelpunkt steht. Ziel dabei ist einerseits, Studierenden zu ermöglichen mit kreativen Schreibtechniken zu experimentieren. Andererseits soll das Produkt – ein Webcomic – andere Studierende der Sozialwissenschaften für den Gegenstand interessieren und ihre Neugierde auf fachliche Vertiefung im Rahmen ihres (Selbst-)Studiums wecken. Zu diesem Zweck werden die Comicszenen mit Hyperlinks zu vielfältigen historischen Quellen angereichert: Originaltexte, Bilder und Videos. Der Vortrag gibt Einblick in die laufende Arbeit und möchte zu Auseinandersetzungen über das anregen, was die US-amerikanische Professorin und Schriftstellerin bell hooks wie folgt benennt (hooks 2003: XV): „One of the dangers we face in our educational systems is the loss of a feeling of community, (… and) also the loss of a feeling of connection and closeness with the world beyond the academy (…). What do we do and can continue to do to make the classroom a place that is life-sustaining and mind-expanding, a place of liberating mutuality where teacher and student together work in partnership (?)“ ------------ **Praktische Theorie. Postkoloniale Soziologie für Studierende erfahrbar machen** **Olaf Tietje** Univeristät Kassel, Deutschland Theorie in der soziologischen Lehre wirkt oftmals erst einmal einschüchternd auf Studierende. Inhalte scheinen oder bleiben abstrakt und sind gerade in den ersten Semestern vielfach schwierig einzuordnen. Postkoloniale Theorien greifen dabei zugleich auf einen sehr voraussetzungsvollen Hintergrund zurück, der über historische, materialistische, poststrukturalistische und quer zu diesen feministische Perspektiven und Theorien aufgreift, kritisch beleuchtet, hinterfragt und weitertreibt. Studierenden postkoloniale Soziologie erfahrbar zu machen, heißt also nicht nur, theoretische Texte zu lesen und zu reflektieren, sondern diese auch praktisch (be)greifbar werden zu lassen. Anhand einer Studienreise nach Mexico wird der Vortrag reflektieren, welche Potentiale solche Reisen für ein praktisches Theorieverständnis bieten. Hier geht es um die Verschränkung theoretischer Ansprüche und Überlegungen mit praktischen Momenten, die rassismussensibel, Ungleichheiten analysierend koloniale Bezüge für Studierende verstehbar werden lassen.
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