Soziologische (digitale) Lehre

Diese Sociohub-Gruppe dient der DGS Arbeitsgruppe "Soziologische (digitale) Lehre". #SdLDGS

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Soziologische (digitale) Lehre · ·
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**Qualitative Methodenlehre im Wandel: Professionalisierung und Herausforderungen durch Generative Künstliche Intelligenz** Die Arbeitsgruppe „Soziologische (digitale) Lehre“ hat auf der gemeinsamen Frühjahrstagung der DGS-Sektionen „Methoden der qualitativen Sozialforschung“ und „Professionssoziologie“ unter dem Titel „Zwischen Kunsthandwerk und Technokratie? Professionalisierung & Qualitative Methoden“ am 24. März an der Universität Bielefeld eine Session mit dem Titel „Praxis der (De-)Professionalisierung und des (De-)Skilling durch GenKI in der qualitativen Methodenausbildung“ angeboten. Nach drei kurzen Video-Statements waren die Teilnehmenden eingeladen, aktuelle Professionalisierungstendenzen und Herausforderungen in der qualitativen Sozialforschung – insbesondere durch den Einfluss Generativer Künstlicher Intelligenz – zu diskutieren und zentrale Fragen für die weitere Diskussion in der Fachcommunity zu formulieren. Dabei ging es um die Reflexion darüber, wie GenKI die Methodenpraxis, das Lehren qualitativer Forschung und das Selbstverständnis der Forschenden verändert oder verändern könnte. Die drei Video-Statements lieferten Yves Jeanrenaud (LMU München), Christian Schneijderberg (Universität Kassel) und Isabel Steinhardt (Universität Paderborn): * Yves Jeanrenaud führt an, dass KI manche Aspekte der qualitativen Forschung verändern, aber nicht alles ersetzen wird. Wichtig sind technisches Grundverständnis, interdisziplinäre Offenheit und eine kritische, zugleich offene Begleitung der technologischen Entwicklungen in der Methodenausbildung. * Christian Schneijderberg plädiert für die Vermittlung qualitativer Sozialforschung anhand von Gütekonventionen, die professionelle Forschungspraxis fördern und Bedenken gegenüber anderen Methoden oder KI vermeiden sollen. Er betont dabei einen substanziellen Methodenbegriff, der Entdeckung, Angemessenheit und Distanzierung im gesamten Forschungsprozess nachvollziehbar macht. * Isabel Steinhardt stellt heraus, dass angesichts der rasanten Verbreitung von KI-Anwendungen die Fähigkeit, diese aus fachlicher Perspektive kritisch zu bewerten, eine wichtige (neue) Kompetenz darstellt. Sie fordert klare methodische Standards für den Umgang mit KI in wissenschaftlichen Arbeiten, da bisher weder Bewertungsroutinen noch ethische Leitlinien ausreichend entwickelt sind. [Hier](https://sozmethode.hypotheses.org/2877) geht es zum Beitrag: [https://sozmethode.hypotheses.org/2877](https://sozmethode.hypotheses.org/2877) Die Moderation der Diskussion übernahmen Michael Bigos (JGU Mainz) und Johannes Hiebl (DIPF). In der lebhaften Debatte auf Grundlage der pointierten Impulse ließen sich drei Leitgedanken der Teilnehmenden identifizieren: (1) Professionalisierung und Gütekonventionen als Basis qualitativer Methodenlehre:\ Qualitative Forschung sollte weiterhin auf übliche Praktiken und Gütekriterien wie Entdeckungskonvention, Angemessenheit, Nachvollziehbarkeit, Iteration und Distanzierung aufbauen. Studierende sollen grundlegende forschungspraktische Kompetenzen (z.B. Transkription) verinnerlichen, bevor generative KI als Hilfsmittel genutzt wird. (2) Ambivalenz der KI-Nutzung in qualitativer Forschung:\ KI verändert manches, aber nicht alles – sie kann Inspiration liefern, Routineaufgaben erleichtern (z.B. Proofreading, Transkription, Codierungshilfe), stößt aber bei tiefer Interpretation und Sinnrekonstruktion an Grenzen. Es besteht die Gefahr der oberflächlichen Analysen und einer unkritischen Gleichmacherei durch algorithmische Verarbeitung. (3) Bewertungskompetenzen und kritischer Umgang mit KI:\ Studierende und Forschende müssen gleichermaßen lernen, KI-Ausgaben kritisch zu bewerten (Stichworte: Bias in Trainingsdaten, Datenschutz, Methodentransparenz). Es geht nicht um das Ersetzen menschlicher Forschung, sondern um eine reflektierte, sozial eingebettete Kooperation mit KI als Werkzeug, ohne die Kernkompetenzen der qualitativen Forschung zu verlieren. Die Arbeitsgruppe „Soziologische (digitale) Lehre“ dankt den Organisierenden und Teilnehmenden der Tagung vielmals für die Gelegenheit, in diesem Diskussionsformat die aktuellen Herausforderungen um GenKI und die Qualitative Methodenausbildung nachzeichnen zu können. Wir freuen uns, mit Euch und Ihnen weiter in Kontakt zu bleiben! Arbeitsgruppe „Soziologische (digitale) Lehre“ \| Sprecher:innen: Michael Bigos (JGU Mainz), Johannes Hiebl (DIPF), Isabel Steinhardt (Universität Paderborn)